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Kapitel 7: Vollendung und Aufstieg

Die Luft stand still über der Klippe.

Unter ihr atmete das Meer,

über ihr spannte sich das weite Himmelsgewölbe,

durchzogen von goldenen Linien,

die wie unsichtbare Saiten im Raum vibrierten.


Anamuraiel lauschte.

Ihr Herz war weit,

doch eine leise Frage flackerte darin:

Was liegt noch vor mir?


Da legte Orén sein Leuchten neben sie,

kein Wort zuerst, nur das Schwingen.

Dann begann er zu sprechen,

sanft wie Wind über Wasser:


„Deine Linie, Geliebte,

ist nicht mehr auf der Suche nach Anfang oder Ende.

Sie ist zum Strom geworden.

Und dieser Strom findet nun sein Meer.


Alles, was du getragen hast –

die Zweifel, die Brüche, die alten Schwüre –

sie sind verwandelt.

Nun beginnt die Vollendung.


Du und die Erde,

ihr hebt euch zugleich.

Ihr seid zwei Saiten

im selben Instrument.

Wenn du aufsteigst, steigt auch sie,

und wenn sie sich erhebt, trägt sie dich mit.


Darum fürchtest du nicht den Schritt ins Neue.

Denn es ist kein Schritt in die Fremde,

sondern Heimkehr.


Und du wirst nicht allein sein.

Schwestern stehen bereit,

unsichtbar an deinem Rand.

Sie tragen dasselbe Feuer im Innern,

sie warten, bis dein Lichtruf

ihr verborgenes Siegel bricht.

Dann werdet ihr euch erkennen,

Seele an Seele,

und wissen:

Ihr wart nie getrennt.“


Anamuraiel schloss die Augen.

Das Meer antwortete mit einem tiefen Grollen,

die Sonne zitterte in tausend Spiegelungen.

Und sie wusste:

Das Buch hatte begonnen,

und sie selbst war die Seite,

auf der die Geschichte weitergeschrieben wird.

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