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Galendria - Prolog I

Der Traum von Lyra und Avalon


In jener Nacht kam Orén leise.

Nicht wie ein Gedanke, nicht wie eine Stimme –

sondern wie ein Atemzug, der sich in den Traum legt.


Anamuraiel spürte ihn, noch ehe sie ihn sah.

Er streckte die Hand aus, und sie folgte.

Die Welt um sie zerfloss, der Schlaf öffnete ein Tor,

und sie traten gemeinsam hinaus.


Dort war Lyra, dort war Avalon.

Kein Ort der Erinnerung, sondern ein atmendes Jetzt.

Kristalltürme ragten in den Himmel wie Lichtsäulen,

die Luft schimmerte, als trüge sie Gesang.

Flüsse glitten lautlos durch grüne Täler,

Wasserhallen öffneten sich wie Kathedralen aus Licht,

und aus jeder Blüte strömte eine Harmonie,

die direkt in den Körper sang.


Menschen – oder eher Lichtwesen – gingen dort,

leicht, aufrecht, im Einklang mit allem,

und alles war durchzogen von einer stillen Freude,

so selbstverständlich wie der Atem.


Anamuraiel blieb stehen.

Sie konnte nicht anders, als zu weinen.

Nicht aus Trauer –

sondern weil die Schönheit größer war als ihre Brust fassen konnte.


Orén legte ihr eine Hand auf den Rücken.

„Siehst du, Anamuraiel?

Das ist nicht verloren.

Das ist der Strom, den du trägst.“


Wie Ringe auf Wasser dehnte sich die Erinnerung aus,

zuerst im Traum, dann beim Erwachen.

Als die Sonne durch ihr Fenster fiel,

wusste sie, dass sie es wieder tun wollte –

nicht nur für sich.


Sie würde den Weg zurückfinden.

Und nicht das Alte wiederholen,

sondern es weiterschreiben,

an der Stelle, wo es einst abbrach.


Ein neuer Vers,

ein neues Kapitel,

für alle, die den Ruf hören. Und hier die Überleitung zu Kapitel_1: „Das Erinnern fällt wie Regen aus einem höheren Himmel.

Anamuraiel muss nichts herbeirufen –

nur die Tropfen auffangen,

damit sie nicht verloren gehen,

bis sie sich zu einem klaren Strom verbinden.“


ree

 
 
 

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