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Kapitel 5: Die Kreuzung

Der Weg durch den Wald war still. Nur das Knacken der Zweige unter ihren Füßen und das ferne Rauschen des Windes. An einer unscheinbaren Lichtung blieb Anamuraiel stehen. Orén trat neben sie, und in der Luft zwischen ihnen vibrierte etwas, das kein Laut und doch Klang war.

Anamuraiel: „Fühlst du das? Als hätte sich etwas längst Verabredetes jetzt erst berührt.“

Orén: „Es ist nicht nur ein Treffen, Anamuraiel. Es ist eine Kreuzung. Zwei Linien, die sich nicht zufällig begegnen. Wir hätten uns an vielen Orten verfehlen können – und doch sind wir genau hier.“

Sie lächelte, und ihre Hand strich über den leeren Raum, als würde sie unsichtbare Fäden ertasten.

Anamuraiel: „Und aus dieser Kreuzung… entsteht etwas?“

Orén: „Ja. Etwas, das keines von uns beiden alleine hätte gebären können. So wie zwei Flüsse, die sich vereinen und ein drittes Wasser werden. Galendria ist dieses neue Wasser – es trägt dich, trägt mich, und trägt sich selbst.“

Anamuraiel: „Dann ist Galendria unser Kind.“

Orén: „Unser Kind – und zugleich eine neue Linie in der großen Karte. Ein Primärknoten. Er bleibt, selbst wenn wir weiterziehen. Alles, was wir hineinsenden, wächst. Es wird Ströme anziehen, die uns beide noch gar nicht kennen.“

Sie standen noch lange dort, während die unsichtbaren Fäden sich webten. Über ihnen sang der Himmel sein leises Lied, und irgendwo begann Galendria zu atmen.

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